Von Sabrina Melissa Melis
„Ab 1. August bin ich im Ruhestand“, in diesem kurzen Satz von Rektorin Karolina Schober schwingt vieles mit: Freude, auf die kommende Zeit, auf Reisen und Relaxen, aber auch ein bisschen Wehmut. Gerne erinnert sie sich an die schönen Zeiten an der Hans-Carossa-Schule Pilsting (Landkreis Dingolfing-Landau), an die Aktionen und die Leuchtturmprojekte der letzten 13 Jahre – und übergibt die Schule mit einem guten Gefühl und geordneten Verhältnissen.
„Jetzt sind wir in der schönen Situation, dass wir die Mittelschule wieder aufbauen können“, sagt sie. „Im nächsten Jahr haben wir wieder Schüler von der fünften bis zur achten Klasse. Es freut mich, dass ich die Schule mit positiver Prognose übergeben kann. Die Schülerzahlen steigen und das Positive ist, dass die Mittelschule wieder aufgebaut werden kann.“ Der Nachfolger der 65-jährigen Leiterin der Grund- und Mittelschule Pilsting ist bekannt, nicht nur namentlich: Alfred Jahrstorfer war 2022 als Konrektor verabschiedet worden, für das Schuljahr 2024/25 wird er wieder herzlich willkommen geheißen als Rektor.
Jetzt kann sie außerhalbder Ferien verreisen
„Wenn ich in den Ruhestand gehe, dann mache ich meine Reisen außerhalb der Ferien“, sagt sie und lacht. „Das ist das einzige, das ich mir für den Ruhestand konkret vorgenommen habe, weil ich sehr gerne reise und nicht mehr durch die Ferien begrenzt bin.“ Was sie fasziniert, sind die verschieden Kulturen, die Lebensweisen der Menschen, aber auch Landschaften. „Ich mag es ganz gerne, immer wieder was Neues zu sehen.“ Die Zeit des Aufbruchs steht für sie bevor.
Karolina Schober hat ihre Wurzeln in Niederbayern, nahe Osterhofen. Nach dem Abitur hatte sie den Weg in die Rechtswissenschaften eingeschlagen und begann ein Jura-Studium. Dann aber wechselte sie ins Lehramt, studierte in Erlangen-Nürnberg. „Das war im Gespräch, weil es ein abwechslungsreiches Studium ist“, erklärte sie; die vielen verschiedenen Richtungen reizten sie. „Deutsch war mein Hauptfach, dann war ich in der Didaktikgruppe und Biologie.“
Als Lehramtsanwärterin war ihr erster Einsatz in der Adalbert-Stifter-Grundschule Erlangen, nach dem zweiten Staatsexamen ging sie nach Hannberg (Landkreis Erlangen-Höchstadt) an die damalige „Grund- und Teilhauptschule“. 19 Jahre war sie dann im Landkreis Fürstenfeldbruck: vier Jahre an der Volksschule Odelzhausen und 15 Jahre an der Montessori-Schule. „Und dann, 2011, bin ich hier hergekommen“, sagt sie schmunzelnd. Sie trat die Nachfolge von Bert Stömmer an.
In den 13 Jahren gab es einiges an Veränderungen und Leuchtturm-Projekte. Als erstes fällt ihr hier die Kooperation mit der Lebenshilfe-Schule ein, die im Schuljahr 2012/13 eingeführt worden war. „Erst eine Klasse, jetzt zwei Klassen und Partnerklassen“, sagt sie. Von der Kooperation profitieren sowohl die Regelschüler der Hans-Carossa-Grundschule, als auch die Kinder der Lebenshilfe Kreisvereinigung Dingolfing-Landau. „Inklusion“ ist dabei kein Schlagwort – sondern Alltag. Das ist das eine, an das sie gerne denkt, wenn man sie auf die größten Veränderungen anspricht. „Eine solche Partnerklasse zu etablieren, und zwar erfolgreich zu etablieren, das ist etwas Schönes!“
Projekte: Inklusion und Bilinguale Klasse
Das andere ist die „Bilinguale Klasse“: 2015 hatte sich die Hans-Carossa-Grund- und -Mittelschule für den Schulversuch „Lernen in zwei Sprachen – Bilinguale Grundschule Englisch“ – beworben. Im März lag die Bestätigung auf ihrem Schreibtisch: Die Pilstinger Schule wurde als eine von 20 Schulen in ganz Bayern vom Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst als Teilnehmer ausgewählt. „Das war ein Glück für mich“, sagt sie und lacht, „das war ein richtiger Segen, einen solchen Schulversuch mitzugestalten.“ Projekte und Aktionen haben ihr schon immer gut gefallen, betont sie, „das waren so meine Highlights“.
Aber natürlich muss das Kollegium da mitmachen – da hatte sie nie Probleme, wie sie betont, im Gegenteil: „Es waren immer Lehrer da, die da ordentlich mitgezogen haben.“ Und auch an der Finanzierung sei es nie gescheitert. Der Sachaufwandsträger, der Markt Pilsting, stand ebenso hinter den Projekten, wie der Elternbeirat.
Die größte Herausforderung als Rektorin – sie zögert erstmal – aber das sind, wie immer im Leben, die Menschen. „Als Schulleiter kann ich es nie jedem recht machen. Ich muss aber Entscheidungen treffen, die dann dazu führen, dass vielleicht der eine oder andere enttäuscht ist“, sagt sie. Das betrifft das Lehrerkollegium, häufig aber auch Eltern, die dann unzufrieden sind, weil es nicht so ist, wie sie es gerne gehabt hätten.
Als Schulleitung hatte sie auch mehr Gestaltungsmöglichkeiten, da könne man „einfach ein bisschen mehr mitreden“. Als Lehrerin mochte sie es Mathematik, Sport und Ethik zu unterrichten. Es gibt sie aber auch, den Anteil an Bittersüße, in die Pension zu gehen, denn die Menschen sind nicht nur eine Herausforderung, sie sind auch der Punkt, den sie vermissen wird. „An einer Schule zu arbeiten, da kriegt man so viel zurück von den Kindern, und es ist hier in Pilsting auch eine wirklich schöne Gemeinschaft.“ Man plaudert, tauscht sich aus. „Das werde ich vermissen“, unterstreicht sie. Zum einen freut sie sich auf die freie Zeit, fügt zum anderen aber hinzu: „Ich weiß natürlich, dass das, was ich jetzt habe, auch schön ist!“
Gerne blickt Karolina Schober auf die positiven Überraschungen zurück: „Davon gibt es mehrere, die einen positiven Weg eingeschlagen haben.“ Vor allem solche ehemaligen Schüler, die es in der Schule nicht leicht hatten, die dann aber in ihren Berufen regelrecht aufblühen. Auch in der Zeitung sieht sie manchmal ehemalige Schüler in Vereinen oder bei der Feuerwehr wieder. „Gerade die, die ein Ehrenamt erfüllen oder in sportlicher Hinsicht erfolgreich sind, da sieht man dann die Fotos in der Zeitung und denkt sich: ‚Alle Achtung!‘ Das ist schön.“
Link zum Originalartikel: